Geschichte des Baruther Fußballs
Baruth ohne Fußball? Heute unvorstellbar. Doch noch vor hundert Jahren sah die Sache ganz anders aus.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war in Baruth an Fußball nicht zu denken.
Nirgends rollte das Leder, geschweige denn nahm eine Mannschaft am Punktspielbetrieb teil.
Fußball benötigt einen Fußballplatz – das war damals schlichtweg zu aufwendig.
Einzelne Baruther spielten vielleicht in Bautzen auf der Müllerwiese, aber eben nicht in Baruth.
Im Folgenden soll der Leser einen ausführlichen Überblick zur Entstehung und Entwicklung des Fußballlebens
in Baruth erhalten. Spielberichte, Anekdoten, Interviews und Porträts einzelner Persönlichkeiten sollen dazu beitragen,
einen abwechslungsreichen Ereignisbericht vorzulegen sowie ein authentisches Bild der jeweiligen Zeit
und seiner Spieler zu vermitteln.
Vor dem Spiel...
Die Entstehung des ersten Baruther Fußballplatzes ist eng mit der Geschichte der Baruther Turnergruppe verwandt,
weshalb wir zunächst einen kleinen Ausflug in die Geschichte dieser Turnergruppe unternehmen. Sie beginnt 1919.
Der aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrte Otto Pfarr baute damals eine Sportgruppe Turnen unter dem Namen “Gut Heil“ auf.
Bis 1922 turnten die etwa 40 Mitglieder auf Müllers Saal an der Hauptstraße.
Turnen auf kleinem Raum war eine umständliche Sache (nicht nur, weil man meist nach dem Turnen dafür sorgen musste,
die weggeräumten Stühle für die nachfolgenden Saalbesucher wieder in Ordnung zu rücken).
Ein Turnplatz draußen musste her. Auch das war kein einfaches Unterfangen. Land war rar,
Bürgermeister Schuster ein wenig zu sparsam, die Bauern ein wenig zu beharrlich.
Zum Glück hatten die Baruther ihren Schlossherrn Prinz Ferdinand zur Lippe auf ihrer Seite.
Dieser hatte sowieso den Plan gefasst, die bäuerliche Bevölkerung näher an die Wirtschaft heranzuführen und
somit für neuen Zustrom im Dorf zu sorgen.
Somit wollte er auch bessere Bedingungen für die Kinder der Landarbeiter und die Bevölkerung überhaupt schaffen.
1923, nachdem ein Stück Land bei der Eichenallee durch den Flutgraben entsumpft wurde,
weihte die Turnergruppe ihren neuen Platz ein. Der Turnerplatz war zur einen Hälfte auch Faustballplatz,
was zur Gründung einer Baruther Faustballmannschaft führte.
Somit gab es in Baruth zu dieser Zeit einen Turnerplatz, eine Faustballmannschaft – aber, richtig, noch keinen Fußball.
Für den Fußball sah es auch im sogenannten Dritten Reich weniger gut aus.
1935 wurde der Turnerplatz durch ein Jugendheim, welches direkt auf ihm errichtet wurde, sogar noch verkleinert.
Als der Gemeinderat daraufhin zusätzlich den Bau eines Schulzentrums beschloss,
gab es erstmals den Antrag für einen großen Sportplatz mit Laufbahn.
Dieser Antrag wäre auch beinahe unterzeichnet worden. Doch der Zweite Weltkrieg hatte bereits begonnen und
somit fiel der Antrag für Sportplatz und Laufbahn 1939 dem Reichskriegsgesetz zum Opfer
(dieses Gesetz verbot die Finanzierung aller Bauten, die nicht militärischen Zwecken dienten).
Rumbolzen am Jugendheim
Mitte/Ende der 1940er Jahre: Die Überlebenden des Krieges sind mit dem Wiederaufbau ihrer Heimat beschäftigt –
und Jungs wie Hubert Keßler, Paul Grünert und Horst Gärtner spielen in Kleinsaubernitz auf dem Sandplatz Fußball.
Dieser Platz stand den Jungs aber nur bis 1951 zur Verfügung, dann wurde aus dem Sandplatz eine Sandgrube.
Malschwitz, bereits mit eigenem Platz, warb danach um die Spieler der Umgebung.
Bei den Baruther Jungs allerdings vergebens; sie folgten lieber Manfred Hartstein:
Rumbolzen auf dem Turnerplatz am Jugendheim. Großzügig stellte Heinz Gersch zusätzlich Räume seines Saals
als Umkleidekabinen zur Verfügung. Das rechnete sich doppelt: Der Weg vom Saal bis zum Jugendheim wurde gerannt –
somit war auch gleich für die Erwärmung gesorgt. Was will man mehr?
Die Platzfrage
Parallel meldete sich, angeheizt durch den Schlesier Heinz Spinde, die Turn- und Gymnastikgruppe in Baruth zurück.
Mit ihrer am 22.11.1949 gegründeten SG “Neues Leben“ Baruth war diese Sektion natürlich weitaus besser organisiert
als die „Bolzer“ am Jugendheim. Deshalb waren es auch die Turner, mit Unterstützung anderer sportbegeisterter Einwohner,
die mit Nachdruck auf das Fehlen einer die Öffentlichkeit noch mehr ansprechenden Sportart (wie eben Hand- und Fußball)
hinwiesen. Jedoch kam erneut das Platzproblem auf: Der Sportplatz Eichenallee konnte nicht erweitert werden
und alle anderen geeigneten Stellen waren landwirtschaftliche Nutzflächen und damit sollpflichtig.
Es folgte Antrag auf Antrag bis die Gemeindeverordneten 1952 endlich “Die Wiese“ zwischen Lindenallee
und Fasanerie für den Bau eines neuen Sportplatzes freigaben. Der Baruther Fußball kam ins Rollen.
Unter der Leitung von Werner Döcke sowie seines “Assistenten“ Woldemar Schmidt, packte das gesamte Dorf mit an.
Bis Fußballfeld und Laufbahn komplett fertiggestellt waren, sollten aber weitere fünf Jahre vergehen.
Was erschwerte die Arbeit? Anfangs zunächst einmal, dass die Fläche zur Hälfte mit bis zu fast zwei Meter
tiefen Gräben durchzogen war. Um die geforderte Größe von 90 mal 45 Meter zu erreichen,
organisierte man Wochenende für Wochenende Einsätze, um Hausmüll, Abraummasse, Schlacke und Grus einzustampfen,
so die Gräben zu füllen und gleich das Areal zu ebnen. Allein dieses Unterfangen dauerte reichlich ein Jahr.
In der Zwischenzeit kickten die Baruther auf einer provisorisch angelegten Querfläche in diesem Bereich,
um überhaupt eine Spielmöglichkeit zu haben.
Anpfiff
Im August 1953, also zu Beginn der Spielserie 1953/54, konnte in Baruth endlich mit dem offiziellen Spielbetrieb
begonnen werden. Die Mannschaft bekam sogar noch Zuwachs, als sich einige Aktive aus umliegenden Orten bei den
Baruther Fußballern mit anmeldeten. Der fertige Hartplatz, dessen Oberfläche aus einer Mischung aus gesiebter
Schlacke und Basaltgrus bestand, wurde genau mit Beginn der Spielserie eingeweiht. Natürlich waren die sportlichen
Mittel beschränkt. Die Tore zum Beispiel baute man eigenhändig aus Holz.
Die eckigen Torpfosten hielten aber nicht jedem Schuss stand und so gab man bald doch große,
abgerundete Tore aus Metall in Auftrag. Bälle waren ein weiteres Problem.
Wenn heute den Mannschaften bei Training und Spiel mehrere Bälle zur Auswahl stehen,
glich der Erwerb zu Zeiten der Planwirtschaft einer Tortur:
Portrait: Heinrich Krons |
Heinrich Krons gilt noch heute als unvergleichbarer Spieler des BSV, ein "Uhrvieh" (H.Gärtner) des Fußballs. Kampfgeist, Kameradschaft, Kollegialität - dafür stand er wie kein anderer. Der Fußball war ein Leben lang die Nummer eins für Heinrich Krons. Dem Baruther Fußball stand er von 1953 bis zu seinem Lebensende 1993 bei. Zuerst als Torwart, dann, bei Manfred Hartsteins Wechsel nach Bautzen, als Libero und später als Schiedsrichter in der Bezirksklasse, sowie als Abteilungsleiter der Sektion Fußball bei seinem BSV. Mit 440 Stunden brachte Heinrich Krons auch die Maximalleistung im Arbeitsdienst beim Bau des ersten Sportlerheims 1976. Wie sehr er dem Fußball liebte, bewies er an seinem Hochzeitstag: 14 Uhr Trauung, 16 Uhr schlich er sich mit Töppen und Sporttasche aus der Gaststätte und stand für seine Mannschaft im Kasten. |
* Antrag an den DTSB (Deutscher Turn- und Sportbund)
* Ausstellung einer Fußball-Bezugsberechtigung
* Vorlage im Sporthaus Albert in Bautzen
* Erwerb von drei Bällen pro Serie möglich.
Nichtsdestotrotz darf der Start in den aktiven Spielbetrieb als Erfolg verbucht werden.
Auch wenn den Baruthern der sofortige Aufstieg in die erste Kreisklasse letztendlich durch Dynamo Bautzen
streitig gemacht wurde. Wenig später nach Saisonbeginn, genau am 25. September 1953,
vollzog sich die Namensänderung des Vereins in Betriebs-Sport-Gemeinschaft (BSG) Traktor Baruth
(“Traktor“ war die Sammelbezeichnung für Landsportgemeinschaften, für kurze Zeit stand auch “Chemie“ zur Debatte).
Das entsprach dem damaligen Trend. Außerdem konnten nun Fördermittel beantragt werden.
Übrigens ist es ein Gerücht, dass die ersten Baruther Spieler bereits 1953 in den heute gängigen rot-blauen Trikots
antraten. Die ersten Fußballer in Baruth spielten mit rotem Hemd und gelber Hose (manchmal auch gelbes Hemd, rote Hose).
Zu rot-blau kam es später, da dies die Farben des Emblem Aufbau Baruths waren.
Mit Stroh im Haar zu den Gastspielen
Aus heutiger Sicht klingen vor allem die Geschichten über die Um- oder besser Zustände der Mannschaftsfahrten
zu den Gastspielen einmalig kurios und toll. Zu jener Zeit war die Maschinen und Traktoren Station, die MTS Malschwitz,
dafür verantwortlich, die Baruther Elf samt Trainer zu ihren Spielen zu befördern. Der “Transport“ erfolgte auf einem Lkw
– ohne Plane, aber mit Bänken auf der Ladefläche. Hatten die Malschwitzer selbst Gastspiele zu befahren,
stand den Baruthern das Neudörfeler Fuhrunternehmen Schöbel zur Verfügung.
Schöbel hatte genau einen Lkw – auch ohne Plane, und ohne Bänke. Die Ladefläche wurde bei ihm einladend mit Stroh ausgelegt.
Ging die Fahrt nach Bautzen, möglicherweise vorbei an einem Verkehrspolizisten,
mussten die Spieler dann nicht selten im Stroh auf Tauchstation gehen –
Schöbel wollte keinen Ärger mit dem Gesetz riskieren.
Kurzweilig auch die Episode über das Freundschaftsturnier in Horka, an einem Sonntag im Jahre 1961:
Der Lkw der MTS Malschwitz ist nachmittags selbst auf Fahrt und Luttowitz stellt einen Lkw für die Hin- und eigentlich
auch für die Rückfahrt der Baruther Mannschaft. Das Turnier wird absolviert, danach gehen die Männer zum Tanz.
Gegen zehn Uhr nachts wartet man auf die Abreise, jedoch erscheint kein Lkw. Mit Genehmigung des Bürgermeisters
darf um Mitternacht das einzige Telefon im Gemeindeamt benutzt und der Nachtwächter der MTS kontaktiert werden.
Der Nachtwächter sichert einen Lkw zu – nachdem die Frühmilchlieferung erfolgte.
Resigniert schiebt die Baruther Elf die Tische im Saal zusammen und verbringt auf diesen die Nacht.
Gegen halb fünf Montagmorgen erscheint der Lkw von seiner Lieferungstour und bringt zehn der elf Spieler
zurück nach Baruth. Nummer elf, Werner Thiele, sprang vorher in Rackel von der Ladefläche um den Linienbus
nach Bautzen zu erwischen. Die Arbeit wartete.
Die Jugend, die Jugend, die Jugend
Die Bauarbeiten am Sportplatz gingen zwischen den Spielen weiter voran.
Um die noch fehlende Breite für die 400-Meter-Laufbahn zu gewinnen, mussten weitere alte Eichen an der Fasanerieseite
gefällt und ihre Wurzeln
gesprengt werden. Kopfzerbrechen bereitete auch das immer tiefer liegende System der
Entwässerungsgräben. Unter Anleitung von Kurt Urban wurde der Sportplatz 1954 entwässert und in den nächsten zwei
Jahren auf weitere 75 Meter verbreitet. Insgesamt wurden von Mai bis August 1954 von den Sportlern und Einwohnern
1100 Meter Drainage-Gräben geschachtet und über 3500 Rohre verlegt.
Wen wundert es da, dass die beantragten Fördermittel nicht, wie eigentlich geplant, in den Nachwuchs investiert werden konnten,
sondern allesamt für den Sportplatzbau gebraucht wurden. Dies wiederum führte dazu, dass den jüngsten Fußballern
(Schüler und Jugend) auch nur selten ein Auto für den Anfahrtsweg zu den Gastspielen gestellt werden konnte.
Waren die Strecken für das Fahrrad zu weit, hatte der damalige Übungsleiter Horst Gärtner keine andere Wahl
als den Nachwuchs mit dem eigenen Trabant zum Spiel befördern zu müssen. In seinem Trabant hatten jedoch “nur“
neun Spieler Platz – auf manchen Spieler musste deshalb gelegentlich verzichtet werden.
Nachdem am 7. und 8. September 1957 Sportplatz und Leichtathletikanlage im Rahmen eines Kreis-Landsportfestes
eingeweiht wurden, nutzten auch die umliegenden Nachbarschulen die hervorragende Sportanlage.
Die Sektion Fußball hatte dadurch auch von Jungen aus der Umgebung einen großen Zulauf.
Der Aufstieg in die 1. Kreisklasse wurde aber von der Männermannschaft noch nicht geschafft
(obwohl sich aus dem Nachwuchs schon einige Talente anboten).
Ein erneuter Aufschwung im Jugendbereich konnte 1965 verzeichnet werden, als Günter Bartusch das Training übernahm
und gleichzeitig mit Nachbarschulen kooperierte. Erstmalig wurde in allen Altersklassen je eine Mannschaft gemeldet.
Die damit verbundenen, zusätzlichen Transportschwierigkeiten konnten dank der Unterstützung des Betriebsleiters der
VEB Früchteverwertung Weicha, Kurt Biehl, gut bewältigt werden.
Einige Kreismeistertitel, Spartakiadesiege (Wettkämpfe zur Entdeckung möglicher DDR-Sportlergrößen) und
zeitweilige Aufstiege in die Bezirksklasse im Nachwuchsbereich waren der Lohn für Kontinuität und Anstrengung
dieser frühen Jahre.
Aufbau Baruth
Nach etlichen Versuchen, für Baruth einen Trägerbetrieb zu finden (Verhandlungen wurden mit der Bäuerlichen
Handelsgenossenschaft (BHG), dem Schamotte- und Basaltwerk geführt), gelang es schließlich BSG-Leiter Dieter Krenz 1968
das Astikwerk Löbau/Baruth zu gewinnen. Aus Traktor wurde Aufbau Baruth. Damit fanden auch die Transportschwierigkeiten
zu den Auswärtsspielen ein Ende, denn ab dieser Zeit stand Baruth der astikwerkeigene Barkas zur Verfügung
(und leistete bis 1988 treue Dienste). Gemeinsam mit dem Trägerbetrieb wurde auch 1970 der Bau des Sportlerheimes
geplant und 1972 vom Rat beschlossen. Vier Jahre dauerte der Aufbau, wiederum meist in freiwilliger Arbeit von
Alt und Jung bewerkstelligt. Am 6. Oktober 1976 wurde das Sportlerheim eingeweiht.
Die Ereignisse hatten auch eine positive Wirkung auf die Mannschaft: Unter Trainer Günther Blümel vollzog sich 1977
ein bemerkenswerter Leistungsdurchbruch, welcher der Baruther Elf 1979 endlich den Aufstieg in die erste Kreisklasse
ermöglichte.
Der Fußball kommt nach Rackel
Der Rackeler Sportplatz war eigentlich eine Schnapsidee. Denn aus ihrer alten Kiesgrube einen Mehrzwecks-sportplatz
zu machen, kam den Baruther Nachbarn bei einem Frühschoppen im Jahre 1985 in den Sinn. Für die ganze Geschichte
müssen wir aber ein paar Schritte zurück gehen, in die düstere Zeit von Nazi-Deutschland: Adolf Hitler hatte sich
die Pläne der Weimarer Republik, den Bau eines umfangreichen Autobahnnetzes, zu Eigen gemacht und ließ gleich nach
seiner Machtübernahme 1933 den ersten Spatenstich für dieses Projekt folgen. Die Verbindung zwischen Hitlers Autobahn
und Rackeler Sportplatz entstand, als für den Streckenabschnitt Weißenberg-Purschwitz (etwa 10km) Unmengen an Sand
gebraucht wurden. Diesen Sand gewann man nun durch das Ausheben (damals ausnahmslos mit Schaufeln!)
der Felder zwischen Rackel und seinem Nachbardorf Cannewitz – Voilà, die Kiesgrube ward geboren.
Der Autobahnbau endete mit Beginn des Zweiten Weltkrieges und von da an wechselte die Grube häufig ihren Besitzer;
bis sie Anfang der 1970er Jahre der Gemeinde Rackel zugesprochen wurde (und ab 1985 der Gemeinde Baruth).
Etwa zehn Jahre darauf (1981) war der Sandabbau erschöpft und die Grube wurde stillgelegt.
Die Rackeler berieten ausgiebig die weitere Nutzung ihrer Grube – bis eben zum bereits oben erwähnten Frühschoppen. D
ie Errichtung eines Mehrzwecksportplatzes lief auch bei der Gemeinde offene Türen ein und somit grassierte
ab Herbst 1985 unter der fachmännischen Leitung von Dietmar Lattke das Aufbaufieber in Rackel.
Der Rackeler Fußballplatz erlangte eine Größe von 100 mal 51 Meter.
Es wurde eine 15 cm hohe Schicht Mineralstoffgemisch aus dem Baruther Basaltwerk aufgeschüttet sowie Nassschlacke
des Wagonbaus Bautzen verarbeitet. Abschließend wurde die oberste Schicht mit 5cm Splitt „veredelt“.
Seitdem ist der Platz ein Hartplatz – und entfernt bis heute so manchem gefallenen Spieler die eine oder
andere Hautschicht.
Am 01. Mai 1986 wurde der Sportplatz Rackel anlässlich des Jubiläums “35 Jahre Schule Baruth“ eingeweiht.
Die 1. Spielansetzung lautete BSG Aufbau Baruth gegen Traktor Malschwitz. Das erste Tor auf dem Spielfeld in
Rackel schoss Sportfreund Hartmut “Happy“ Lattke aus Cannewitz. Wenig später folgten mit dem Aufbau einer
ehemaligen Baubaracke auch Umkleidekabinen und zusätzlich wurde ein neues Mehrzweckgebäude errichtet.
Seit dieser Zeit hat der Baruther Fußball mit dem Rackeler Sportplatz eine gute Ausweichmöglichkeit für Training,
Winter- und Regenzeit zur Verfügung.
Gastspiel in der Bezirksklasse
1979 beendete Übungsleiter Günther Blümel seine Trainerlaufbahn. Der “Neue“ war eigentlich ein alter Bekannter –
Klaus “Kümmel“ Günther, der mit 12 Jahren seine fußballerische Laufbahn in Baruth begann,
bevor er mehrere Jahre für BSG Traktor Kubschütz spielte. Dank der Überzeugungsarbeit des Sportkameraden
Dieter Flacke kam Klaus Günther Anfang der 1980er Jahre als Übungsleiter zurück nach Baruth.
Auf Günther Blümels gute Grundlagen aufbauend, folgten erste Ergebnisse in der Serie 1982/83:
Aufbau Baruth wurde Hallenkreismeister in der Winterpause (Endrunde: 2:1 gegen Fortschritt Kirschau).
Und schließlich schaffte es Aufbau Baruth 1987 in die Bezirksklasse. Dieser Triumph war jedoch nur von kurzer Dauer.
Lediglich eine Saison konnte sich die Baruther Elf in der zweiten Staffel halten und trat,
nach fulminantem Eröffnungsspiel gegen Turbine Großröhrsdorf (s.r.), am Ende die “Heimreise“ in die erste Kreisklasse an.
Immerhin sollte noch erwähnt werden, dass Baruth gleich in seiner ersten Bezirksklasse-Saison mit gerade
mal zwei Verwarnungen Sieger beim Fairplay-Wettbewerb wurde. Das geht als Trostpreis durch.
Bevor zwei Jahre später die Deutsche Demokratische Republik endgültig in die Annalen der Geschichte eingehen sollte,
gelang Baruth ein finaler Coup: Am 7. Juni 1990 durfte man das letzte Pokalendspiel des Freien Deutschen
Gewerkschaftsbundes im Bautzener Humbolthain für sich verbuchen. Das Endspiel um diesen FDGB-Pokal gewann
Baruth gegen Göda durch Elfmeterschießen – Torwart Helmar Jokuff wehrte zwei Strafstöße ab.
Der einstige Wanderpokal verblieb somit in Baruths Vitrinen.
Die Wende
Portrait: Gerald Mickan |
Gerald Mickan war, wie viele Spieler der Baruther Elf ein echtes Baruther Eigengewächs. Sein Interesse am Fußball war schon als Kind enorm. So durchlief er alle Nachwuchsmannschaften seines Heimatvereins und wurde schließlich 1982 Kapitän der 1. Fußballmannschaft unter Übungsleiter Klaus Günther. Dies blieb er für zwölf Jahre - verletzungsbedingt musste er 1994 die Kapitänsbinde abgeben und die Sportschuhe an den Nagel hängen. Dem Baruther Fußball und Sportverein hielt er die Treue: Nach seinem Ausscheiden stellte er sich zur Wahl und wurde Vorsitzender des BSV 90. Zusammen mit den Sportfreunden war es sein erklärtes Ziel, in Baruth das Vereinsleben zu pflegen und den Fußballern, wie auch allen anderen Abteilungen, eine hoffnungsvolle Nachwuchsarbeit zu gewährleisten. |
1990: Deutschland wiedervereinigt – die Betriebssportgemeinschaften, nun ein Relikt der DDR, werden aufgelöst.
Nach 41 Jahren wurde am 1. August 1990 aus der BSG Aufbau Baruth somit der Baruther Sportverein 90 e.V.
Die erste Spielsaison unter neuer Flagge, 1990/91, verließ Baruth noch als der ewige Zweite
(Vizekreismeister, Vizekreismeister in der Halle, 2. Platz im Fairplay, 2. Platz im Pokalwettbewerb).
Hinzu kam der Abschied von Übungsleiter Klaus Günther. Dieser übergab die Mannschaft an Peter Haftmann.
Die Wende schien danach auch in Baruth angekommen zu sein: 1992 glückte mit dem Kreismeistertitel der erneute Aufstieg
in die Bezirksklasse (Staffel 5). Auch die tatkräftige Nachwuchsarbeit konnte in selbigen Jahr mit einem Titel
gekrönt werden: Ein weiterer Kreismeister wurde die Baruther B-Jugend unter Übungsleiter Hartmut “Eiche“ Radeck.
Mit dem Ende der BSG folgte ein „Versorgungsproblem“ bezüglich der finanziellen Unterstützung des Vereins.
Die Verbindung zur Gemeinde war zwar auch nach der Gebietsreform ausgezeichnet, aber größtenteils greifen nun eine
Vielzahl von Sponsoren dem Verein unter die Arme. Das macht sich auch optisch bemerkbar:
Der Sportplatz ist mit Bandenwerbung umzäunt, die Spielertrikots schmücken Firmenlogos.
Aber auch dank anhaltender freiwilliger Arbeit der Sportkameraden geht es in Baruth vorwärts.
So zum Beispiel, als 1993 durch den Anbau von sechs Containern der Budissa Milchviehanlage Kleinbautzen das
Sportlerheim vergrößert wurde.
Blühende Fußballlandschaft
Die Neunziger Jahre gelten in sportlicher Hinsicht heute noch als die erfolgreichste Dekade des Baruther Fußballs.
Mit der Rückkehr von Klaus Günther als Übungsleiter 1994
(Peter Haftmann übernahm gemeinsam mit Axel Klatt die 2. Männermannschaft) war der Klassenerhalt kontinuierlich
garantiert und Baruth spielte eine respektable Rolle.
In der Saison 1995/1996 erreichte die Elf ihren bisher größten Erfolg – dritter Platz in der Bezirksklasse.
Auch der Nachwuchs erbrachte starke Leistungen: Die C-Jugend wurde mit ihrem Übungsleiter Karl-Heinz Pietsch
in der Saison 1996/1997 Staffelsieger und Kreismeister, ab der Saison 1997/1998 spielte die B-Jugend unter
Übungsleiter Stefan Hanke ebenfalls in der Bezirksklasse.
Auch der alters-, verletzungs- oder arbeitsbedingte Schlussstrich, den erfahrene Kicker wie Arnold “Abo“ Hausmann (1992),
Manfred “Manta“ Birke (1995), Frank “Diddy“ Dittrich (1999) oder Ralph “Schöppi“ Eckhardt (1999) –
um nur einige wenige zu nennen – in dieser Zeit unter ihre beachtlichen Karrieren beim Baruther Fußball zogen /
ziehen mussten, brachte die Leistungskurve nicht zum Einbruch.
Der Baruther Fußball im 21. Jahrhundert
Portrait: Frank Schwarz |
Wann immer Frank Schwarz zum Spiel auflief, waren die gegnerischen Torhüter nicht zu beneiden. Kein zweiter Baruther Spieler wurde so oft Torschützenkönig wie Frank Schwarz - ganze sechs Mal. Darunter zum Beispiel 1995/96 in der Bezirksklasse (mit 25 Treffern) und zuletzt 2006/07 in der ersten Kreisklasse. Als Neunjähriger begann er seine Laufbahn beim Baruther Fußball und gehörte lange Zeit zum festen Kader der ersten Mannschaft. Seine sportliche Entwicklung und Lebenseinstellung machten ihn zum Leistungsträger des gesamten Baruther Sportvereins. Aber auch außerhalb Baruths feierte Fank Schwarz Erfolge: Im Jahr 2001 wurde weit ab der Konkurrenz mit 3798 Stimmen zum Sportler des Jahres im Landkreis Bautzen gewählt und 2006 hatte er die Ehre, zu den ausgewählten Fußballern unseres Landkreises zu gehören, welche gegen die ehemalige DDR-Nationalelf antreten durften. |
Baruth verabschiedete sich zwar gleich zu Beginn des neuen Jahrzehnts nach acht Jahren aus der Bezirksklasse
(wieder Staffel 2!), gehörte aber in den nun folgenden Kreisklasse-Saisons stets zu den Top 3 in seiner Tabelle.
1999/2000 und 2001/2002 holte man gleich zusätzlich noch den Cup im Kreispokalfinale,
2001 gab es den Titel als Hallen-Kreismeister. 2001 hieß es endgültig Abschied nehmen von Übungsleiter Klaus Günther.
Er übergab seine Mannschaft nach zwanzig erfolgreichen Trainerjahren an Frank Nowotny.
Unter diesem gelangte Baruth zu Saisonende mit zwei Punkten Vorsprung an die Tabellenspitze.
Aber Kreismeistertitel und Aufstieg in die Bezirksklasse blieb den Baruthern durch eine haarsträubende Fehlentscheidung
des Sportgerichtes und der Entscheidung des Schiedsgerichtes des Kreisverband Fußball (KVF) versagt.
Der grüne Tisch schien plötzlich mehr Las-Vegas-Roulette als Fairplay-Fußball zu sein:
Dem SV Bautzen wurde durch das Sportgericht eine Geldstrafe und ein 3-Punkteabzug wegen Nichterfüllung des
Schiedsrichtersolls ausgesprochen. Da aber das gleiche Sportgericht in der Vorsaison 00/01 keine Geldstrafe gegenüber
dem SV Bautzen ausgesprochen hat, hob das Schiedsgericht den Punkteabzug auf und der SV Bautzen durfte sich als Sieger feiern.
Die angeblich unzureichende Berichterstattung der Sächsischen Zeitung (SZ) über diese Kreismeister-Turbulenzen
veranlassten den KVF außerdem dazu, die jahrelange Veröffentlichung der Fußballergebnisse (Kreisebene) für einige Jahre
von der SZ in den Wochenkurier zu verlegen. Versöhnlich wurde es für die Baruther danach erst wieder zum Saisonende
im nächsten Jahr: Sieger des Pokalendspiels in Baruth gegen den SV Kubschütz (2:1) vor nahezu 400 Zuschauern.
Für den Aufstieg in die Bezirksklasse reichte es aber nicht – SG Wilthen war vier Punkte voraus.
Ein großes Problem dieser Zeit ist die Spielerdecke. Baruth hat, wie die meisten Sportvereine bescheidener Größe,
ein relativ kleines Einzugsgebiet und ist fast ausnahmslos auf “Eigengewächse“ angewiesen.
Doch mittlerweile machen sich die geburtenschwachen Jahrgänge sowie das zunehmende Freizeitangebot für die Jugend
bemerkbar. Zusätzlich müssen viele etablierte Spieler aufgrund neuer beruflicher Gegebenheiten Training und Spielen
des Öfteren fernbleiben oder manchmal sogar die Heimat ganz verlassen. Darunter leidet natürlich auch der Verein.
Auch die in den letzten Jahren erfolgreich gegründeten Spielgemeinschaften mit benachbarten Teams
(wie zum Beispiel mit dem SV 96 Gröditz) können die rückläufigen Zahlen – gerade im Jugendbereich –
nicht wett machen. Das spiegelt sich auch in den Leistungen wider: In der Saison 2005/2006 blieb Baruth als
Vorletzter der Tabelle auf Platz 13 hängen und musste, nach zwei erneuten Trainerwechseln
(auf Frank Nowotny folgte Gerald Wichtery und auf diesen Roland Grasse),
den schweren Gang zurück in die 1. Kreisklasse antreten.
Hier endet vorerst der bisherige Werdegang der 1. Baruther Fußballherrenmannschaft.
Nach dem Spiel...
Neben den Ereignissen auf dem Platz gab es im Baruther Fußball der letzten Jahre noch andere Schlagzeilen.
Allen voran natürlich der Abriss des alten und der Aufbau des neuen Sportlerheimes.
Auch bei diesem Bauvorhaben konnte man auf die Arbeitsmoral der Sportkameraden und die finanzielle Unterstützung
der Sponsoren sowie der Gemeinde zählen. Als besonderen Höhepunkt zur Einweihung am 11. Juli 2007 gab es ein
einmaliges Wiedersehen mit der Frauenfußballmannschaft. Eine weitere Errungenschaft ließ den Rackeler Ausweichplatz
in neuem Glanz erstrahlen: 2002 wurde eine Flutlichtanlage errichtet. Seit dem 25.10.2002 dürfen dort nun auch
Trainingseinheiten und offizielle Spiele bei widrigen Witterungsbedingungen oder in den Abendstunden durchgeführt werden.
Letzteres ist besonders bei den sich verändernden Arbeitsbedingungen der Spieler und Fans ein großer Vorteil
für die Mannschaften des Baruther SV 90. Eine Einmaligkeit in der Vereinsgeschichte findet sich darüber hinaus
unter den Schiedsrichtern: Seit 2000 waren der Rackeler Bernd Lorenz sowie seine Tochter Ulrike gemeinsam mit
der Trillerpfeife für den BSV unterwegs.
Eine ebenso lange Tradition wie der Sport hat in Baruth das Feiern. Das gilt selbstredend auch für den Fußball.
Kein Jubiläum wird verpasst und mittlerweile haben sich große Feste mit vielerlei Attraktionen etabliert.
Der Fußball hält sich dabei an den Fünf-Jahres-Rhythmus. So feierte man 2003 im großen Stil ein
halbes Jahrhundert Fußball Baruth. Und so wird man es auch in den kommenden Jahren in alter Gewohnheit zelebrieren.
Übersicht der Abteilungsleiter Fußball des BSV
Hans Kleinert
Richard Spiegel
Günter Mohr
Helmut Grützner
Gerhard Ballack
Heinrich Krons
Wilfried Biehl
Dietmar Lattke
Helmar Jokuff
Die Geschichte des Baruther Fußballs ist umfang- und ereignisreich.
Wir bitten daher das etwaige Fehlen bedeutsamer Begebenheiten und/oder Persönlichkeiten zu entschuldigen.
Zusätzliche Informationen werden gern gehört und eingearbeitet.
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